Lochmaddy

20.5.18

Nach jetzt einer Woche Genesungszeit werden wir morgen wieder losfahren.

Letzten Montag morgen hat uns das Boot der Küstenwache hierher gebracht und mich zum Arzt. Jetzt geht es mir wieder so gut, dass wir morgen wieder in See stechen können.

Lochmaddy ist ein nettes Dorf, das gefühlt alles hat, einen Gift Shop, (einen kleinen Linder, wo es Geschenke, Backformen, Geschirr aber auch Schrauben und kleine Werkzeuge) einen Laden, ein Hotel, ein Museum, ein Gericht, ein Medikalcenter, eine Polizeistation und einen Pub gibt.

Jeder kennt jeden und jeder weiß nach drei Tagen, wer wir sind, jeder fragt mich, wie es mir geht und alle sind super nett. Aber nachdem wir jeden dreimal spazieren gegangen sind wundert mich das auch nicht.

Gestern haben wir uns zum Großeinkauf nach Sollas aufgemacht, dort gibt es einen grösseren Coop und nachdem unsere Bestände etwas geschrumpft sind, wollten wir uns für die Weiterfahrt rüsten. Die 14 km fuhren wir mit dem Bus und sagten zum Busfahrer, dass wir uns den Sandstrand noch anschauen wollen, er ließ uns gleich vorher aussteigen, so dass wir eine Runde  laufen konnten.

Sollas Strand
Sollas Strand

Wir liefen wirklich auf eine wunderschönen Sandstrand mit ca. einer Länge von 3 km zu. Der Atlantik brachte riesige Wellen und wir hatten überhaupt keine Lust auf baden, aber die riesigen Sanddünen waren sehr beeindruckend.

Okay wir dachten, wir trinken einen Kaffee, kaufen ein und fahren mit dem nächsten Bus zurück, aber in Sollas gibt es nichts, außer einen Coop. Wir fragten im Laden nach, wo es denn ein Cafe gibt und die freundliche Verkäuferin meinte das nächste gibt es in Lochmaddy, super denn da kommen wir ja her.

Wir machten uns auf den Weg und bei den nächsten Häusern, gab es eine Ausstellung( diese Ausstellung findet 3 Wochen im Jahr statt und dort gibt es auch Kaffee – haben wir Glück) wir unterhielten uns mit der Künstlerin und sie erzählte uns, dass ihre Schwiegertochter Deutsche ist und kurz darauf haben wir sie auch kennen gelernt. Wir erfuhren, dass sie in Edinburgh Englisch studiert hat, ihren Doktortitel gemacht hat und einfach hängen geblieben ist, geheiratet und jetzt zwei Kinder hat.

Wir gingen dann einkaufen und fuhren nach Lochmaddy zurück.

Ich wollte mich nochmal bei Jon Mac Donald bedanken, er ist der Chef von der Marina, ist bei der Küstenwache und arbeitet bei der Fährgesellschaft, denn er war so wahnsinnig hilfsbereit und hat sich immer nach meinem Wohlergehen erkundigt und uns geholfen, bei allem was wir brauchten.

So blöd das mit meinem Rücken auch war, aber wir hätten wirklich keinen besseren Platz zur Genesung finden können.

Von Stornoway nach Süden

13.5.18

Nachdem wir Stornoway verlassen haben gehtˋs jetzt ab in den Süden – hey ab in den Süden der Sonne hinterher …… Aber dafür brauchen wir Wind und am besten aus der richtigen Richtung, man nehme so man habe. Der Wind kam aber klar aus der falschen Richtung, dann haben wir einen Tack nach dem anderen gemacht, mit dem Ergebnis, dass wir kaum vorwärts kamen.

Die Shiant Inseln, an denen wir schon in der anderen Richtung vorbeigefahren sind, sind  unbewohnt und gefühlt gibtˋs hier tausend Vögel, dann bleiben wir eben dort vor Anker.

Shiant Isles
Shiant Isles und ihre verrückte Vögel

Wir fahren in die Bucht ein, da seh ich Schafe an einer Klippe hängen und ich habe keine Ahnung wie die da hingekommen sind und Vögel im Wasser, am Himmel auf der Insel einfach überall (Möwen, Puffins, Enten und was auch immer)- echt irre und wir und drei Kajakfahrer, die auf der Insel übernachten, mittendrin.

Shiant Isles
Shiant Isles

14.5.18

Mit dem Motor raus und wieder kein Wind, also dann beschäftigen wir uns mit Boot aufräumen und Hausarbeit und Neill schrubbt das Deck. Mittags – mangels Wind – beschließen wir nach Loch Maddy zu motoren. Doch dann kommt Wind und wir segeln.

Als wir ankern verdreh ich mir irgendwie blöd den Rücken und kann mich nur noch hinlegen. Mit einer Wärmflasche und IBUPROFEN versorgt, denke ich, wird es schon, leider nein.

Nach gefühlt einer endlosen Nacht, nimmt Neill Kontakt mit der Stornoway Coastguard auf, er schildert meine Situation und dass wir aufgrund der starken Wellen und Windverhältnisse nicht unseren Ankerplatz verlassen können. Die Coastguard bespricht sich mit einem Arzt und geben uns Bescheid, dass sie uns ein Boot vorbeischicken.

Tatsächlich kommt ein riesiges Coastguard Boot, legt bei uns an und eskortiert uns nach Lochmaddy, die Sanitäter und alle anderen Besatzungsmitglieder sind super nett und freundlich.

Sie erzählen, dass sie ein neues Boot haben, dass 640 PS (Kosten 2,1 Millionen Pfund) hat und einfach alles kann und es für sie das erste mal ist, dass sie es ausprobieren können – mir wäre es tausendmal lieber gewesen, dass sie es bei jemand anderen hätten testen können aber ich war auch mega froh und dankbar, dass Hilfe da war.

In Lochmaddy wurde ich zu einem Arzt gebracht, der mich wirklich mit sehr guten Schmerzmitteln versorgt hat, so daß ich heute fast den ganzen Tag nur geschlafen habe und es mir jetzt wieder viel besser geht.

Also an alle mir gehtˋs schon wieder ganz gut und kein Grund zur Sorge, doch ich dachte, dass ich auch über die Unannehmlichkeiten schreiben muss. Also bis bald und macht euch keine Sorgen um mich.

Auf nach Stornoway

Jeden Tag, seit wir auf den Weg gemacht haben hören wir die Nachrichten der Küstenwache und der Wettervorhersage von Stornoway und jetzt waren wir auf dem Weg dahin, der Hauptstadt der Outer Hebridies. Wir fuhren wieder durch das Fjord von Loch Seaford und es war diesmal nicht weniger beeindruckend als bei der Einfahrt. Dann Hauptsegel setzen und Stornoway wir kommen. Alles läuft super, alles bestens, wir kommen gut voran der Wind aus der richtigen Richtung, blauer Himmel,  ich geh runter um etwas zum essen zu machen, ein bisschen zu lesen usw.

Neill fragte mich, wieviel  Windstärke wir haben und ich meinte 18 Knoten, ich trödelte so vor mich hin und urplötzlich fing es an zu stürmen, zu schütten und der Wind hatte auf 27 Knoten zugelegt. Ok, jetzt Hauptsegel riefen, jetzt.

Ich der Supersegler hatte alle Hände voll zu tun, um den Anweisungen zu folgen, aber es lief echt super, geschafft.

Und so schnell wie der Sturm aufgezogen war, war er auch wieder vorbei, dann wieder blauer Himmel als wäre nichts geschehen und wir konnten mühelos nach Stornoway segeln.

Stornoway Hafen
Stornoway Hafen

Ganz brav haben wir uns beim Hafen angemeldet und man sagte uns, dass jemand kommen würde, um uns einen Platz anzuweisen. Wir fuhren rein und tatsächlich kam ein junger Mann der uns einen Liegeplatz zuweisen wollte, ja ihr habt richtig gehört wollte, denn unser Boot ein Rastler 36 geht nicht rückwärts zu fahren. Sie (Boote sind weiblich) dreht meistens den Arsch in den Wind, worauf du dich aber nicht verlassen kannst. Wir nahmen einen Platz am Hammerhead und der Hafenarbeiter meinte, nach Rückfrage bei seinem Chef, dass es für eine Nacht kein Problem sei. Puh, wir sind in Stornoway, jetzt waschen, duschen, einkaufen und einen Stadtbummel machen, essen gehen und Menschen anschauen.

Wir haben in Oben einen Mann aus Stornoway getroffen, der wissen wollte, was wir für ein Boot haben und er hat uns erzählt, dass sein Boot in Stornoway liegt und wir haben ihn auch tatsächlich getroffen; ja Zufälle gibt es.

Nach erfolgten Arbeiten gingen wir essen und haben uns Schlau gemacht wie wir nach Callanish (das sind Steine, die dort seit 5000 Jahren stehen, ähnlich wie Stone Henge) kommen.

Callanish
Callanish

Per Bus ging es Freitag morgen dahin, wir Touris haben uns die Steine angeschaut und viel über die Geschichte und die Mythen erfahren.

Wieder einmal hab ich festgestellt, dass ich mit Sicherheit keine Schottin werde, denn es kamen echt viele Radler (ca. 10 Stück) mit kurzen Hosen und Trikos entgegen, hey Leute es hatte vielleicht 9 Grad – die spinnen diese Schotten.

Loch Grimshalder
Loch Grimshalder

Wir fuhren zurück und um drei Uhr nachmittags verließen wir Stornoway um, wegen der starken Wellenwarnung, in der nächsten Bucht Loch Grimshader vor Anker zu gehen.

Tarbert

Weil ich ja ständig friere, meinte Neill, wenn wir nach Harris kommen, bekommst du eine Decke von mir, denn dort gibt es die Original Schafwolle Decken der Marke Harris Tweed. Ja und jetzt waren wir hier, versteckt vor dem Sturm in einer geschützten Bucht. Also dann Dingi aufblasen, an Land rudern und dann einen Weg nach Tarbert, das ist die Hauptstadt von Harris, suchen.

Wir spazierten den Berg hinauf und entdeckten doch wirklich einen Fußweg der nach Tabert führt 8 km ok das ist machbar für uns und über den Rückweg machten wir uns erst einmal keine Gedanken, denn es gibt sicher einen Bus, ein Taxi oder vielleicht jemanden der uns mit nimmt.

Der Wind blies uns entgegen und als wir den Pass erreicht hatten, war der Sturm auch hier sehr gut zu spüren, aber kein Problem es geht ja bergab, vergiss es, wenn dir ein Wind mit – keine Ahnung wieviel Knoten – entgegenbläst. Vorher sagten wir noch:” so viele Mountainbike Abdrücke, schade, dass wir keine Fahrräder dabei haben”, aber jetzt waren wir echt froh, denn wenn du dich schon zum Bergab laufen anstrengen musst, ist das nicht nett und wäre mit dem Fahrrad auch nicht besser.

auf dem Weg nach Tarbert
auf dem Weg nach Tarbert

Wir plagten uns wirklich den Pass runter, am Meer entlang, den Pass zur Hauptstraße rauf und den restlichen Weg nach Tabert bei massivem Gegenwind. Aber das Ziel unserer Mission vor Augen fanden wir den Laden wo es die Original Harris Tweed Schafwolldecken gibt und erstanden eine wunderschöne Decke, damit ich nicht immer frieren muß.

Anschließend gönnten wir uns noch eine heiße Schokolade und einen Brownie, der sowas von lecker schmeckte, dass ich bestimmt noch drei oder vier hätte vernichten können. Frisch gestärkt machten wir uns dann auf den Heimweg, eh Leute, das war echt ein Spaziergang, vom Wind geschoben echt easy sogar den Berg rauf, blies uns der Wind und als wir wieder zurück waren, mussten wir unsere Neugier vom Tag vorher befriedigen.

Denn vom Boot aus, haben wir ein Feld mit vielen Steinen gesehen und Neill meinte, dass ist bestimmt der Friedhof und ich hatte ja, wie meistens keine Ahnung, meinte aber, das schauen wir uns morgen einfach an. Was soll ich sagen, natürlich hat er Recht gehabt und wir haben den aktuellen und einen Friedhof vom 1. Weltkrieg gefunden, dann nach ca. 20 Km Fußmarsch hat es uns dann echt gereicht und ich war heilfroh dass ich nicht mehr zurück rudern musste.

Auf unser Artemis angelangt freuten wir uns rießig über einen erfolgreichen Tag mit vielen Eindrücken von einer Insel, auf der nur 1691 Menschen leben – vor 60 Jahren waren es noch doppelt so viele. In Tabert gibt es auch eine Destillerie, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Arbeitsplätze zu schaffen, damit nicht noch mehr Leute von hier wegziehen. Hoffentlich gelingt es ihnen, aber ich glaube, man muss schon hier geboren sein, um eine so karge Landschaft auszuhalten. Ich finde es mega beeindruckend und wunderschön das alles hier zu sehen, aber ein Leben hier könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Motorreperatur

Eigentlich müsste ja chronologisch dieser Beitrag vor der Fahrt nach Harris kommen und ob ihr es glaubt oder nicht, ich hatte ihn schon geschrieben aber mangels Internet konnte ich mein Schreibportal nicht öffnen, da hab ich es in einem anderen Programm gemacht. Ich wollte den Text, wie ich es immer mache kopieren und plötzlich war er weg. Dann eben nochmal.

Am Sonntag hatten wir ja den Auftrag segeln zu gehen und verschiedene Dinge auszuprobieren, Segeln mit Motor und ohne, Kränkung und ohne usw.

Voll motiviert fuhren wir mit dem Motor raus und setzten das Genoa und was war, kein Wind. Macht ja nix, wir haben ja Zeit und keinen Stress, der Wind wird schon kommen, wir trinken erst mal einen Kaffee dann gehtˋs bestimmt. Nach einer Stunde Kaffee trinken und totaler Flaute, überlegten wir, nach Kyle zu fahren und dort unsere Essensvorräte aufzufüllen. Gesagt getan, Motor angemacht und los gings, zum ich weiß nicht wievielten mal unter der Skye Brücke durch und plötzlich kam Wind auf. Egal, jetzt waren wir schon hier und haben auch eingekauft, Gas und was zum Essen.

Skye
Skye

1,5 Stunden später fuhren wir zurück bei richtig gutem Wind, wir segelten und probierten alles aus, was Douglas – so heißt nämlich unser Super Ingeneur – gesagt hatte und unser Boot verhielt sich genauso, wie er es prognostiziert hatte.

Lange Rede super Ergebnis, so wie ich es verstanden hab, waren einfach zwei Schläuche beim zusammenbauen vertauscht worden und somit hatten wir ständig Salzwasser im Motor.

Aber Douglas – Danke nochmal – hat am Montag alles repariert, einen Ölwechsel gemacht und so haben wir jetzt einen intakten Motor mit dem wir auch segeln können.

Auf dem Weg nach Harris

Wir sind pünktlich um halb acht aufgestanden und da wir ja eventuell bis nach Harris wollten auch ohne Frühstück losgefahren. Nach kurzer Zeit  waren wir auf dem offenen Meer und setzten das Hauptsegel und das Jib und dann kam der Wind aus der richtigen Richtung und wir kamen super gut voran. Wir frühstückten unterwegs und durchfuhren Caol Rona, das ist ein kleiner Durchgang zwischen den Inseln Raasay und Rona, ich hatte das Gefühl, dass ich nur meinen Arm ausstrecken muss und die Insel erreichen kann. Hier wäre die erste Möglichkeit gewesen zu ankern, falls uns der Wind einen Strich durch die Rechnung macht, aber wir kamen gut voran und weitergings. Am Ende von Skye ragten zwei seltsam aussehende Gesteine aus dem Meer, sie heißen Stacks.

Und wir segelten weiter denn der Wind meinte es heute sehr gut mit uns, im Wetterbericht haben sie für morgen nachmittag eine Sturmwarnung gegeben und da wollten wir uns dann in einer geschützten Bucht aufhalten, wenn möglich sogar in Harris.

Wir segelten und Puffins, dass sind echt witzige Vögel, sie sehen aus wie kleine Pinguine mit Flügeln. Sie sind nicht die besten Flieger, einer schwamm direkt vor uns und plötzlich hatte er unser Boot entdeckt und versuchte weg zu fliegen doch irgendwie bekam er das nicht hin und er flog, schwamm oder was auch immer direkt in die Welle vor ihm. Aber ihm ist nichts passiert, ich hab nach hinten geschaut und er ist aufgetaucht, hat sich geschütteln und ist weiter geschwommen.

Und nach neun Stunden haben wir dann Harris erreicht, dort gibt es auch eine Brücke zum Festland und es sieht einfach lustig aus, wenn du vom Meer aus eine riesige Brücke zwischen zwei Landstücken siehst. Wir bogen ins Loch Seaforth ein und es war mega beindruckend, es ist ein Fjord, der 65 Meter tief ist und total schmal wird. Auf der Seite ist eine riesige Fischfarm und vorher hatten wir zum Teil Windstärken von bis zu 24 Knoten und plötzlich war kein Wind mehr da. Neill meinte wir haben ja Zeit, deshalb trödeln wir einfach vor uns hin, vielleicht kommt ja noch ein bisschen Wind sonst können wir den Motor immer noch einschalten.

Loch Seaforth
Loch Seaforth

Okay, ich war so beeindruckt von dem Naturschauspiel, dass mich die plötzliche Windboe fast etwas überfordert hätte, den von 0 Wind auf mindestens 26 Knoten, Neill, der unten war hat bei 26 aufgehört zu schauen, da ich doch nicht ganz ohne kurzen Aufschrei blieb.

Ich hatte echt das Gefühl, dass das Boot kippt, aber keine Panik denn so schnell wie der Wind da war, war er auch wieder weg. Wir haben die Segel weggeräumt und zum Ankerplatz gings dann mit dem Motor.

Wir sind immer noch ganz überwältigt, wir sind in den Outer Hebrides fast ganz am Nord Westlichsten Punkt von Schottland. ??

Wandertag

Ja ihr lest ganz richtig, heute haben wir einen Wandertag gemacht. Wir sind in Plockton und wie kann es anders sein, noch mit unserem Motor beschäftigt, denn er macht immer noch Probleme, deshalb hat ein Mechaniker am Freitag nochmal nachgeschaut und jetzt sieht es so aus, als ob das Problem gefunden wurde – wir hoffen das Beste.

Deshalb haben wir heute beschlossen, das Umland und die Berge zu besteigen. Dank GPS haben wir natürlich auch Open Street Maps dabei und das bedeutet, dass wir alle Wege auf dem GPS draufhaben. Gesagt getan; Wir wollten auf den nächsten Berg gehen und uns die Welt von oben anschauen – leider zu Fuß – denn unsere Fahrräder sind immer noch nicht bei uns (wir werden sie bei Neillˋs Schwester erst an Bord nehmen). Echt schade, denn es wären wirklich total schöne Wege zum radeln gewesen und wir wären einfach viel schneller, aber immerhin haben wir doch fast 11 km und fast 500 Höhenmeter geschafft.

Wir haben eine Schranke passiert, wo stand wenn jemand zu dem Handymasten möchte, soll er eine besimmte Telefonnummer anrufen, da wussten wir, dass wir den hinteren Berg besteigen, denn den Masten sehen wir schon seit zwei Tagen vom Boot aus.

Es war heute den ganzen Tag trocken und sogar die Sonne hat rausgeschaut, weiter oben erstreckte sich unser Blick ins Landesinnere. Eine traumhafte Sicht mit drei Weihern und am Horizont waren schneebedeckte Berge, Neill meinte dort hinten im Norden hört Schottland auf.

Über Plockton
Über Plockton

Ganz oben auf dem Berg angelangt, hat der Wind uns fast weggeweht – echt wild. Also nur kurz Fotos machen und dann wieder 10 Meter tiefer in den Windschatten des Gipfels. Für den Rückweg haben wir den Weg an einem wunderschönen Schloß vorbei direkt am Meer gewählt.

Nach einer kurzen Brotzeit gings weiter noch zu einem Kriegerdenkmal und dann nochmal einen kleinen Berg rauf – von nix bekommen wir ja keine Höhenmeter – wieder runter und zurück zum Hafen in Plockton.

Für mich war hier gedanklich schon Feierabend, denn Neill muss uns ja noch zum Boot zurückpaddeln – denkste!!!!! Als wir zum Pontoon kommen windet es unglaublich mit weißer Gischt auf den Wellen. Neill meinte: “ Keine Chance, gegen diese Wellen, kann ich nicht anrudern”, also dann warten wir ab (seelisch und moralisch war ich schon total auf einen Kaffee auf unser Artemis eingestellt, aber bei dem Seegang war leider nix zu machen).

Wir setzten uns auf ein Bänkchen und hofften, dass der Wind nachließ. Doch da kamen zwei junge Leute, die so aussahen, als ob ihnen das kleine Motorboot gehört, das am Pontoon festgemacht war und wir haben sie gefragt, ob sie uns mitnehmen könnten und natürlich haben sie uns mitgenommen. Sie haben uns erzählt, dass sie das Beiboot zu einem Schulschiff (Segelboot) sind das auch hier in Plockton liegt und heute abend kommen noch Studenten, die dann für eine Woche segeln lernen.

Wir waren mächtig froh, dass sie uns mitgenommen haben, denn jetzt ist 22 Uhr und die Wellen sind keinesfalls weniger geworden – nee eher mehr – und morgen gehen wir segeln um verschiedene Test auszuführen. Wir sind sehr zuversichtlich und was dabei rauskommt erzähl ich euch  beim nächsten Eintrag.

Über mich

Bestimmt stellt ihr euch schon lange die Frage wie gehtˋs Heidi denn auf dem Boot, ist sie seekrank oder wie läuft ihr Tag so ab?

Also mir gehtˋs echt gut. Mir ist weder schlecht noch schwindelig noch sonst irgendetwas. Ich hab nur gedacht, dass ich erst eine Weile auf dem Boot sein muss um so etwas zu behaupten.

Manchmal ist der Seegang ein bisschen wackelig aber das gehört dazu.

Am Abend vorher überlegen wir, was wir am nächsten Tag anstellen, dann wird als erstes der Wetterbericht angeschaut, was der Wind macht und von welcher Richtung er kommt. Es wird überlegt, wo es hingehen soll, dann wird ein Ankerplatz ausgesucht.

Nach dem Frühstück gehtˋs los, Anker einholen  erst kurz mit dem Motor fahren und dann segeln, je nachdem wie der Wind ist, kann es schon sein, dass wir schneller oder viel langsamer sind, dann heißt es wieder überlegen doch weiter zu segeln oder doch einen näheren Ankerplatz oder was ähnlichem zu suchen.

Dann erlebst du tausend Eindrücke im vorbeifahren( und wenns richtig schön warm ist, im Windschatten oder so, leg ich mich einfach in die Sonne und döse vor mich hin oder schlaf ein).

Heidi in Standby
Heidi in Standby

Schottland ist wirklich unglaublich schön !!!!!  (ja ich weiß, dass ich mich wiederhole) unterwegs wird ein Brot geschmiert, ein Apfel gegessen oder eine Suppe gekocht, nix aufregendes außer ich bekomm Unterzucker, dann kann es schon sein, dass ich schnell Pfannkuchen mache. Später dann wird geankert und alles fest gemacht. Es kommt es darauf an, wie ruhig das Meer ist; ob wir das Dingi aufblasen und einen Landausflug machen. Je nachdem wird das Essen auf früher oder später verschoben. Mit vollem Bauch und nach getätigtem Abwasch,  wird entweder gelesen, geschrieben oder einfach nur gequatscht. Auf jeden Fall haben wir uns meistens ein Glas Wein oder einen Baileys verdient.

So jetzt wisst ihr Bescheid, wie ein Tag bei mir abläuft. Aber wenn der Wind macht was er will, werden unsere ganzen Überlegungen über Bord geworfen und wir entscheiden dann situativ.

Ja wenn ich etwas beim segeln gelernt habe, ist es dass es manchmal ganz anders kommt.

Deshalb fahren wir dahin wohin uns der Wind bläst und bleiben so lange, bis wir kein Geld mehr haben.

 

Nach Ornsay Harbour und Skye

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Mallaig, wir mussten ein Ersatzteil holen, dass Neill bei unserem letzten an die Boje anlegen ins Wasser geworfen hatte; gings weiter an der Insel Skye vorbei und einer traumhaften Landschaftskulisse.

Wir segelten und nachdem ich wieder meiner Lieblingsbeschäftigung als Stand by Segler nachkam, wurde es fast warm. Ich konnte doch tatsächlich im Pullover in der Sonne liegen und bin dann doch tatsächlich eingeschlafen, denn es war “Sommer geworden” – im Windschatten doch als ich mich aufrichtete war er wieder da, der kalte Wind und Neill saß am Tiller mit der Mütze tief ins Gesicht gezogen und seine Jacke ganz zu.

Wir segelten nach Ornsay Harbour und gingen vor Anker. Vor uns am Strand drei Häuser und sonst nix. Ich dachte noch, wenn unser Gegenüber aus dem Fenster schaut, ist plötzlich ein Segelboot fast in seinem Garten und er denkt sich das ist ja nett. Und jetzt stell dir vor unser Boot wäre ein Wohnwagen und wir stellten  ihn einfach in seinen Garten – ich glaub da würde sich die Freude in Grenzen halten.

Weil wir am Sonntag durch den Kyle Rhea mussten, das ist ein Tidal Gate – der nur zu bestimmten Zeiten gut zu durchfahren ist, das heißt es treffen dort zwei verschiedene Strömungen aufeinander und dann muss man höllisch aufpassen, damit du nicht gegen die Felsen gedrückt wirst – konnten wir ausschlafen und dann unsere Wäsche machen. Das Wetter fast wie dafür bestellt, Sonne pur. Also waschen gut auswringen und aufhängen. Die ganze Reling wurde als Wäscheleine ausgenutzt und um 12 Uhr fuhren wir los. Erst mit Motor bis durch den Kyle Rhea und dann weiter Richtung Kyle of Lochalsh. Dort ist eine riesige Brücke von Skye zum Festland und wir sind unten durch, das war echt beeindruckend.

Brücke nach Skye
Brücke nach Skye

Dann setzten wir unser kleines Jib und segelten los. Später meinte Neill, wir sollten das Hauptsegel dazunehmen und gesagt getan, meine Sicherheitsleine angeknipst und los gings. Wir hatten nämlich da die Wetterprognosen keinen Wind vorhergesagt hatten gar nix vorbereitet, weder den Halyard noch den Stack Pack noch den Lazy Jack – so jetzt staunt ihr nicht schlecht ich kenn mich aus, denn das sind die Teile am Baum (das ist der Teil, der das Segel raushält) befestigt sind und man braucht sie zum segeln. Wir segelten bei echt gutem Wind und kamen gut voran. Dann fuhren wir nach Loch na Chiridh, es sieht aus wie ein großer See und ist umrandet von lauter Bergen wunderschön. Um 19.30 Uhr gingen wir vor anker und freuten uns über einen wunderschönen Tag, an dem bei allen Segelmanöver alles super gelaufen war, auf etwas zu essen.

Mallaig und Loch Nevis

Bei gutem Wind segelten wir in Richtung Mallaig, da wir nochmal wegen unseres Motors schauen lassen wollten, denn fast jedesmal, wenn wir ihn einschalteten um in eine Bucht oder Hafen zu fahren, sprang er nicht an. Deshalb nach Mallaig, dort gibt es eine Werkstatt.

Kurz vor wir die Stadt erreichten, fing es zu regnen an und bei Regen wird es – zumindest mir – gleich kalt. Anlegen und nach einem Monteur fragen, aber uns gegenüber lag ein Boot namens Otter, das wir schon von der Marina in Oben kannten und der Besitzer kennt sich aus mit Dieselmotoren. Was haben wir für Glück!!

Ich sollte dem Hafenmeister Bescheid sagen, dass wir solange da bleiben bis wir wissen, was mit dem Motor ist. Am Steg war niemand von der Hafenmeisterei zu sehen und deshalb konnte ich mein “fantastisches Englisch” leider nicht auspacken.

Unser freundlicher Nachbar inspizierte den Motor und meinte, dass es daran liegt, dass wenn die Wellen von hinten kommen, immer Salzwasser in den Auspuff gedrückt wird und er deswegen nicht startet. Vollkommen klar, wir brauchen eine Klappe, wie ich sie von Traktoren vom Auspuff kenne, die nur in eine Richtung beweglich ist.

Zum Dank konnten wir unserem Chefmonteur eine Tasse Tee und noch etwas von meinem Kuchen anbieten und wir versprachen, wenn wir bei Kyle vorbeikommen in zu besuchen und ein Bier mit ihm zu trinken.

Mittlerweile hatte uns der Hafenmeister gefunden und wir meinten, dass wir gleich wieder weg sind, deshalb mussten wir auch keine Gebühr bezahlen.

Dann fuhren wir mangels Wind mit dem Motor nach Loch Nevis, es fing an zu regnen und zu  graupeln und ich blieb unter Deck – ja ihr könnt Weichei zu mir sagen – aber es war wirklich kalt. Dort liegt der abgelegendste Pub vom britischen Festland, denn er ist nur vom Wasser oder über die Berge zu Fuß zu erreichen ist. “ The old Forge “ heißt dieser Pub und als ihn der jetzige Besitzer übernommen hat, war es eine Schmiede und jetzt gibtˋs dort total gutes Essen. Ich hab zum ersten mal Jakobsmuscheln gegessen und sie waren mega gut.

Inverie auf Knoydart
Inverie auf Knoydart

Wer in dieser Kneippe isst, darf die Boje kostenfrei nutzen. Nach zwei Ginnes und einem mega tollen Nachtisch ruderte mich mein “Taxifahrer” wieder zurück auf unsere Artemis.

Nach ausgedehntem Frühstück überlegten wir, was wir heute machen.

Seilrollen austauschen und ein bisschen am Boot arbeiten, danach noch etwas von Knojdart anschauen, leider zu Fuß, da unsere Fahrräder noch nicht mit an Bord sind. Wir fanden sogar zwei Mountainbike Strecken, eine für geübte Biker und eine Rot beschriebene für Extremere (ich denk das wäre etwas für Gremmel und Wera) und eine Warnung mit dabei, Leute denkt dran, in diesem Gebiet funktioniert kein Handy, deshalb seid vorsichtig und fahrt am besten nicht allein.

Nach einem zweistündigem Marsch bei wunderschönem Wetter machten wir uns auf den Heimweg zum Boot, dann kochen und jetzt bloggen, damit ihr wieder lesen könnt, was wir so treiben.